Digitales Zeichnen mit Grafiktablett
Malen, Zeichnen, Retuschieren und Schreiben gehören zu den ältesten und wichtigsten Kulturtechniken überhaupt. Früher bedienten wir uns dazu althergebrachter, analoger Mittel und griffen zu Papier, Leinwand, Stift und Pinsel. Die Digitalisierung hebt die Gestaltungsmöglichkeiten mit diesen Techniken auf ein neues Level, verlangt aber auch nach neuen Schnittstellen zwischen analoger und digitaler Welt.
Da der Mensch ein Gewohnheitstier ist, geht es dabei stets darum, Werkzeuge zu entwickeln, die sich möglichst auf die althergebrachte Methode intuitiv und ergonomisch nutzen lassen und keine lange Eingewöhnungsphase benötigen.
Wer einmal ernsthaft versucht hat, mit einer Maus oder einem Joystick etwas zu malen, zu retuschieren oder freizustellen, sieht sich recht schnell entnervt nach einer anderen Lösung um. Hier kommen Grafiktablett ins Spiel: Mit ihrem drucksensitiven digitalen Zeichenstift kann man ähnlich intuitiv arbeiten wie auf Papier.
Grafiktablett gibt es schon seit vielen Jahren, sodass man nicht erst seit heute auch im günstigeren Bereich mehr als brauchbare Lösungen vorfindet. Neuerdings werden sogenannte pen-tablet immer beliebter, die letztlich nichts anderes sind als ein Grafiktablett mit eingebautem Display.
Das herkömmliche Grafiktablett hat eine sensitive Fläche, auf welcher der Stift geführt wird. Diese Fläche übersetzt der Computer auf den Bildschirm und die Software registriert, wo auf dem Tablet der Stift aufgesetzt wird. Je nach Qualität des Tabletts und des dazugehörigen Stiftes werden dabei auch Neigungswinkel und Druck der Stiftspitze vom Computer registriert. So kann man, wie bei einem echten Stift, Pinsel oder Kreide sanftere und festere Striche, dünne und dickere Linien machen.
Grafiktabletts für Einsteiger: Grafiktablett ohne Display
Zu Beginn empfiehlt es sich ein günstiges und einfaches Grafiktablett zu erwerben. Hiermit eignet man sich das digitale Zeichnen in der Regel schnller an.
Für Anfänger, die noch nicht sicher sind, wie oft sie ein Tablet benutzen werden, ist ein übliches, bildschirmloses Tablet eine gute Wahl. Es gibt günstige Versionen, die sich auch Schüler und Studenten leisten können.
Mit steigendem Zeichenkenntnissen an Computer kann man dann auf besser Profitablets umsteigen oder sich an einem Display-Tablet ausprobieren. Viele digitale Zeichner haben irgendwann beides, weil das Display-Tablet sich gut als Tablet zum Zeichnen daheim eignet und man Tablets ohne Bildschirm gut auf Reisen mitnehmen kann.
Grafiktabletts für Fortgeschrittene: Grafiktablett mit Display
Vergleichsweise jung ist dagegen das Grafiktablett mit Display. Dieses erinnert zunächst an jedes andere Tablet, auf denen man ja auch oft mit Stiften schreiben kann. Grafiktablett dieser Art haben aber natürlich sensitivere Stifte und sind ausschließlich aufs Zeichnen ausgelegt.
Der Vorteil eines Display-Tablet besteht an der gewohnten Arbeitsweise ohne die Umstellung von Hand und Augen. Andererseits ist hier wieder die Hand im Weg, was für Zeichner, die das Zeichnen mit Grafiktablett herkömmlicher Art gewohnt sind, gewöhnungsbedürftig ist. Da man hier allerdings direkt auf das Display schaut, ist ein größeres Grafiktablett nötig, wenn der Zeichner nicht ständig in das Bild hinein oder heraus zoomen möchte. Das ist bei Grafiktablett ohne Bildschirm anders, da Computerbildschirme heute in der Regel schon recht groß sind und es dann nicht schlimm ist, wenn man ein günstiges Tablet mit kleiner Fläche benutzt. Pen-Display sind daher in der Regel teurer als die Variante ohne Bildschirm.
Vor und Nachteile eines Zeichentablett
Die Vorteile sind:
- Einfache Digitalisierung - Arbeiten wie mit Stift und Papier;
- Shortcuts und Hotkeys erstellen, die das arbeiten vereinfachen und effektiver gestalten;
- Präzises Zeichnen - Genaue Deckkraft und dicke von Linien durch empfindliche Druckstufen;
- Schneller Online - Austausch;
- Einfaches Weiterverarbeiten von Dateien durch Software;
- Für Rechts und Linkshänder geeignet.
Die Nachteile sind:
- Braucht zusätzlichen Platz auf dem Schreibtisch;
- Manche (Teile von) Programme(n) lassen sich leichter mit Maus bedienen.
Ideale Software zum Nutzen eines Grafiktablett
In der Theorie kann man mit einem Grafiktablett jedes Programm bedienen, das man auch mit der Maus bedienen kann, jedoch macht es sinn Programme zu nutzen die für ein gutes Zusammenspiel zwischen Hardware und Software sorgen, wie z.B.:
- Adobe Photoshop
- Adobe Illustrator
- Blender
- ZBrush
- Maya
- SketchBook Pro
- Gimp
Grafiktablett gibt es allen möglichen Größen.
Als Faustregel steht, je größer die Zeichenfläche, desto teurer das Tablett. Trotzdem kann man mit einem Postkarten ähnlichen Grafiktablett gut arbeiten. Zu jedem Zeichentablett sollte ein Spezialstift beiliegen – auch anderes Zubehör kann man dazukaufen. Der Stift ist das eigentliche Werkzeug, mit dem Künstler ihre Gemälde am PC verwirklichen. Sollte mal kein Stift zur Hand sein, kann man das Grafiktablett auch ganz normal mit dem Finger bedienen, vorausgesetzt es hat einen Touchscreen.
Die feinsten Grafiken werden allerdings mit dem Stift möglich. Mit viel weniger Aufwand ist es hier möglich präzise Zeichenarbeit abzuliefern. Bei Zeichnungen mit der Maus muss man ständig den Cursor der Maus lokalisieren, dieses fällt beim Zeichnen mit Grafiktabletts weg, da die Bewegungen auf der Zeichenfläche gleich der Bewegung auf dem Bildschirm ist. Setzt man also oben rechts auf dem Grafiktablett an, so ist der Cursor auch oben rechts auf dem Bildschirm. Ob Links- oder Rechtshänder, mit Grafiktablett spielt dies keine Rolle mehr, sie lassen sich mit beiden Händen identisch bedienen.
Grafikrogramme – Das Handwerkszeug des digitalen Zeichners
Es gibt inzwischen eine Vielzahl hervorragender Programme für das Zeichnen am Pc. Die größte Stärke dieser Zeichenprogramme sind die Pinsel, mit denen man Bleistift, Öl, Pastell, Wasserfarbe und alles mögliche simulieren kann. Ein gutes Programm bringt diese Pinsel mit oder stellt die Möglichkeit zur Verfügung selbst welche zu erstellen. Inzwischen stellen eine Vielzahl von Zeichnern ihre Pinsel auch online zur Verfügung.
Unsere Emfehlungen für dich sind Photoshop (kostenpflichtig) oder Gimp (kostenlos).
Das bekannteste und umfangreichste ist das Bildbearbeitungsprogramm Photoshop (kostenpflichtig). Allerdings ist es, als Profiprogramm für Grafikdesigner, gerade für Anfänger verhältnismäßig teuer. Dazu ist es sehr umfangreich in seinen Möglichkeiten und kann Zeichner anfangs überfordern.
Natürlich gibt es noch weitaus mehr Programme für das Zeichnen mit Grafiktablett. Der Vorteil dieser drei Spitzenreitern ist aber die enorme Auswahl an Video-Tutorials. Diese sind eine unschätzbare Hilfe, sowohl für Anfänger als auch Fortgeschrittene und selbst für Experten. Jegliches wissen über Pinsel, Einstellungen, Farben, die Umsetzung von verschiedenen Stilen oder das Arbeiten mit Licht und Schatten werden von erfahren Zeichnern erklärt und vorgeführt.
Ist das Zeichnen am Grafiktablett einfacher?
Ein häufiges Missverständnis lautet, dass das Zeichnen am Computer einfacher ist als analoges Zeichnen mit Stiften oder Pinseln. Das liegt nahe, schließlich kann man auch ganz ohne Kenntnisse über Aquarell oder Ölfarbe tolle Bilder in dem Stil einfach digital zeichnen. Außerdem sind wir es gewöhnt, dass digitale Geräte uns die Welt einfacher machen.
Warum also sollte es beim Grafiktablett nicht genauso sein?
Tatsächlich ist es aber nicht weniger frustrierend, Zeichnen am Tablet zu lernen, wie jedes andere Zeichenhandwerk auch. Ob es sich im Öl, Aquarell oder Pixel handelt, jedes Medium hat andere Regeln, unterschiedliche Möglichkeiten und Grenzen. Allein die Programme zu beherrschen, zu lernen mit Ebenen, Masken und Effekten zu arbeiten oder die Pinsel zu erstellen ist Handwerk, das wie jedes andere erlernt werden will. Manches davon muss man stetig üben, damit der Körper es irgendwann automatisiert beherrscht, anderes ist reine Fachwissen.
Merkmale für die Qualität
1. Auflösung
Bei weitem das wichtigste Merkmal bei Zeichentablett – je höher die Auflösung, desto feiner können Sie die Details in Ihren Zeichnungen erhalten.
Sie brauchen nicht unbedingt die höchste verfügbare Auflösung, um gute Kunst zu produzieren. Die perfekte Auflösung für Sie hängt von der Art ihrer Arbeit – ob Sie professionell oder nur als Hobby malen, und ob sie unglaublich feine Details kreieren möchten.
Wichtig zu wissen ist auch, dass einige Tablets die Auflösung in Pixel messen, während die meisten den LPI-Standard (Lines per Inch) verwenden.
2. Druckempfindlichkeit
Grafiktablett verfügen normalerweise über eine Funktion, die Druckempfindlichkeit genannt ist und bedeutet, dass das Tablet die Tiefe Ihres Strichs variiert, je nachdem, wie fest Sie den Stift anwenden.
Und das ist keine Überraschung, weil die Druckempfindlichkeit ein wichtiger Faktor für die Qualität Ihrer digitalen Zeichnungen ist.
Es gibt 1024, 2048, 4096 und 8192 Druckempfindlichkeitsstufen. Also wenn Sie nur skizzieren werden, sind für Sie 1024 Druckempfindlichkeitsstufen genug, aber für jede ernsthafte Kunst- und Designarbeit sind zumindest 4096 nötig.
3. Arbeitsbereich
Ein größeres Tablet ist besser für Profis, die das Gerät für ihre Arbeit benötigen. Ein größerer aktiver Bereich ermöglicht die einfachere Bearbeitung größerer Zeichnungen, ohne man zoomen und schwenken zu müssen. Im Gegenteil ist ein kompakteres Tablet perfekt für Hobbykünstler und Künstler, die oft reisen.
Um ein Tablett mit einem passenden aktiven Bereich auszuwählen muss jeder für sich selbst über seine eigene Ziele und Bedürfnisse denken(Das Arbeitsbereich ist der Teil des Tabletts, auf den Sie zeichnen, und soll nicht mit der Gesamtgröße verwechselt werden).
4. Stift
Zeichentablett werden mit verschiedenen Stiften geliefert, die sich in Form, Größe, Funktionalität und sogar Technologie unterscheiden. In Bezug auf die verwendete Technologie gibt es drei Arten von Stiften: batteriebetriebene, wiederaufladbare und mit elektromagnetischer Resonanz (EMR). Bevorzugt sind diejenigen mit EMR, da die anderen 2 zu einem Ärger werden können, wenn das Tablet intensiv verwendet wird.
Einige Stift sind runder im Design, andere haben Kanten; manche sind dünner, manche dicker; einige sind kürzer und einige länger. Um zu entscheiden, welche dieser Eigenschaften besser zu Ihrer Hand passen, müssen Sie sie einfach ausprobieren.
Unabhängig von dem Typ Ihres Stiftes können Sie trotzdem zeichnen.
In Bezug auf die Funktionalität können die Stifte mit verschiedenen Tasten geliefert werden – einer oder zwei Einzel- oder Doppelklick-Tasten an der Seite des Stifts, mit oder ohne Radiergummifunktion am hinteren Ende des Stifts. Einige Künstler können ohne den Doppelklick auf die Stifttasten nicht leben, da sie damit zwischen Pinseln wechseln oder für andere Funktionen in ihrer jeweiligen Zeichensoftware diese Tasten benutzen. Andere können nicht ohne die gerade erwähnte Radiergummifunktion leben, weil sie das Gefühl eines echten Bleistifts in den Händen zu halten haben wollen.
5. Hotkeys und andere
Die meisten Zeichentablett verfügen über mehrere individualisierbare Tasten auf ihrer Oberfläche und auf den mitgelieferten Stiften. Sie sind auch Hotkeys genannt. Mit diesen können Künstler einen stetigen und effizienten Workflow aufbauen.
Einige Tablets, wie der XP-Pen Deco Pro, sind auch mit einem Rollenrad ausgestattet, das auch als Hotkey fungiert.
Die Anzahl der Tasten und Anpassungsoptionen variiert je nach Tablet. Wenn Sie also bereits wissen, dass Sie eine Mindestanzahl bestimmter Verknüpfungen benötigen, um bequem zeichnen zu können, stellen Sie sicher, dass das Tablet, das Sie kaufen, über diese verfügt.
Die Neigungsempfindlichkeit ist ein weiteres großartiges Merkmal, nach dem viele Künstler suchen. Tablets mit dieser Funktion verfügen über einen Sensor im Stift, der den Winkel des Stift erkennt und den Bildschirm entsprechend anpasst, sodass Sie wie mit Bleistift und Papier verschiedene Arten von Linien machen können.
Die Vorteile und Stärken von digitalem Zeichnen:
Digitales Zeichnen ist großartig, weil es unschätzbare Vorteile bietet.
1. Das fertig erstelle Bild kann man so oft man will drucken(Zusätzlich ist es extrem leicht falsche Zeichenstriche zu korrigieren).
2. Die digitale Farbpalette übersteigt die Farbmöglichkeiten von analogem Zeichnen bei weitem. Zudem besteht ja die Möglichkeit, alles zu ändern.
3. Zwischenschritte am Bild können bei Bedarf als unterschiedliche Dateien gespeichert werden, wenn man unsicher ist, ob einem die weitere Überarbeitung gefällt.
4. Mit einer einfachen Tastenkombination kann jede unmittelbare Entscheidung, jeder Strich und jeder Fleck rückgängig gemacht werden.
5. Einzelteile oder das ganze Bild können übermalt oder weg radiert, nachgebessert oder ausgeschnitten werden. Analog gezeichnete Bilder müssen zum Reproduzieren gescannt und danach bearbeitet werden, weil Scanner nie die Farben so übernehmen, wie sie tatsächlich gezeichnet sind.
6. Digitale Bilder dagegen können abgespeichert und jederzeit gedruckt werden. Somit muss man kein spontan Gezeichnetes oder schwer Einzuscannendes original verschenken, sondern kann das Bild einfach hochwertig drucken.
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Die Herausforderungen von digitalem Zeichnen
Beim Zeichnen am PC besteht die Herausforderung darin, dass die meisten Zeichner es sonst gewohnt sind, vor sich auf ein Blatt zu schauen, während sie zeichnen. So sieht man, was die Hand tut. Bei dieser Art von Grafiktablett ist das anders. Der Zeichner muss lernen auf den Bildschirm zu sehen und dabei die Hand intuitiv zu bewegen. Vielen fällt diese neue Art der Hand-Auge-Koordination zunächst schwer. Doch sobald man sich daran gewöhnt hat, geht es in Fleisch und Blut über. Wie bei Menschen die gelernt haben auf der Tastatur zu tippen, ohne hinzuschauen. Wie sie sich antrainiert haben, wo jeder Buchstabe ist und darüber nicht mehr nachdenken brauchen, weiß der digitale Zeichner dann ganz selbstverständlich, wo er den Stift aufsetzen muss. Der Vorteil dabei ist, dass nicht, wie sonst beim Zeichnen, ein Teil des Bildes immer von der eigenen Hand verdeckt wird. Auch über Bildschirm Kalibrierung, also die korrekte Anzeige von Farben und Helligkeit muss sich ein digitaler Zeichner Gedanken machen.
Die Kenntnis von Bildgrößen und Drucktechnik ist wichtig, wenn man nicht erleben will, dass ein Bild nicht als Poster, sondern nur als Postkarte druckbar ist, weil es sonst pixelig wird. Zu den Herausforderungen von digitalem Zeichnen gehört eine der großen Stärken, nämlich die Möglichkeit des Nachbesserns. Jeder Zeichner kennt das Gefühl stolz auf sein Bild zu sein und dann in wenigen Tage oder Wochen sich zu fragen, was man das gezeichnet hat. Ein mit Aquarell gezeichnetes Bild hat seine Grenzen, es ist irgendwann eben einfach fertig. Eine Überarbeitung ginge nur, indem man es neu zeichnet. Ein digitales Bild besitzt diese Grenze nicht und damit geht das Gefühl fertig zu sein oft verloren.
Fazit
daumen hochDigitales Zeichnen ist also nicht leichter oder besser als jedes andere Zeichenhandwerk auch. Es hat seine Eigenheiten, Stärken und Schwächen und kann von jedem erlernt werden. Dabei spielt es keine Rolle, wie viel Talent ein Zeichner hat oder nicht. Begabung ist ein Motor, der die Sache erleichtert aber keine Garantie ein guter Zeichner zu werden. Ebenso bedeutet digitales Zeichnen nicht, das ein Bild automatisch besser wird. Wie bei jedem Zeichenmedium braucht ein guter Zeichner den Willen an sich zu arbeiten und Zeit und Nerven in seine Leidenschaft zu stecken.
Die wichtigste Eigenschaft eines gutes Zeichners ist letztlich aber, dass er liebt was er tut.
Artikel Quelle:
https://www.xp-pen.de/forum-1591.html